Heute war Besuch aus den USA im Lagerhaus G: Kelvin Dilks war langjähriger Freund und Unterstützer der im vergangenen Jahr verstorbenen Paula Weissman, die mehrere Arbeits- und Konzentrationslager überlebte und auch im Lagerhaus G gefangen gehalten wurde, als sie Zwangsarbeit im Hamburger Hafen leisten musste. Kelvin will nun eine Biographie über Paula Weissman verfassen und ist nach Europa gereist, um zu recherchieren und die Originalstätten zu besichtigen, zu denen Paula Weissman von den Nazis deportiert wurde.
Paula Weissman lebte mit ihrer Familie in der Stadt Velykyi Bereznyi, die damals zur Tschechoslowakei gehörte und in der heutigen Ukraine liegt, direkt an der Grenze zur Slowakei. In ihrer Kindheit hatte sie nicht viel mit Antisemitismus zu tun, aber im April 1944 beschlossen die Nazis Veliky Bereznyi „judenfrei“ zu machen. Weissman bereitete sich gerade auf eine Feier mit ihrer Familie vor, als plötzlich Soldaten vor der Haustür standen, alle aufforderten sofort mitzukommen und sie in ein örtliches Lagerhaus brachten, ohne ihnen Zeit zu geben, persönliche Gegenstände zu holen oder das Nötigste zu packen. Am nächsten Tag wurden ihre Familie und viele andere Menschen aus ihrer Stadt in Viehwaggons gepfercht und auf den Weg nach Auschwitz geschickt. Dort wurde bei der Ankunft selektiert, in jene, die Zwangsarbeit leisten sollten und solche, die sofort in die Gaskammern geschickt wurden. Paula wurde zur Zwangsarbeit eingeteilt, aber ihre Familie sah sie nie wieder.
Sie arbeitete jahrelang in Arbeits- und Konzentrationslagern, wurde u.a. auch nach Hamburg ins Lagerhaus G deportiert und schließlich abgemagert und krank aus dem KZ Bergen-Belsen befreit. Als sie wieder gesund war, entschied sie sich für Amerika. Bei der Ankunft gab man ihr nur zwei Dollar, aber sie schaffte es, sich ein Leben aufzubauen.
Sie heiratete Bernie Weissman, der einen Jazzclub in New York besaß. Eines Tages lernte sie in einem jüdischen Diner in New York Kelvin Dilks kennen. Sie wurden enge Freunde, und als Dilks ihre Geschichte hörte, wollte er ihr helfen, sie so vielen Menschen wie möglich zu erzählen. Sie traten in vielen Nachrichtensendungen auf, sprachen in Schulen und waren Teil der Kampagne „No Denying It“, einer Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hatte, Holocaust-Leugner aus den sozialen Medien zu verbannen: „Ich glaube, ich tue etwas Gutes, wenn ich den Menschen erzähle, was passiert ist“, sagte Weissman. „Den anderen, die behaupten, es sei nie passiert, muss gesagt werden, dass sie im Unrecht sind. Ich denke, besonders junge Leute müssen wissen, was passiert ist. Paula Weissman verstarb am 26. März 2023, die Trauerfeier in New York in der Plaza Jewish Community Chapel war überfüllt.